23.10.06

Uma experiencia especial


Als ich vor fast 2 Wochen am internationalen Flughafen ankam war das erste was ich sah eine der größten Favelas Rios. Das war echt ein komisches Gefühl, überall haben Kinder allen Altersstufen Fußball gespielt.. Ich kann mir immernoch nicht vorstellen, wie die Leute ihre Häuser erreichen, denn diese sind an so steilen Hängen gebaut, dass man auch mit einer Treppe riesige Probleme haben müsste. Eine Favela, an der ich jeden Tag vorbei fahre, hat einen Lastenaufzug als Fahrstuhl. Der zieht sich den gesamten Hang entlang. Wenn es richtig stark regnet, kann es passieren, dass Häuser abrutschen.... Total krass!!! Die Favelas sind entstanden durch Menschen, die zu wenig Geld haben, um sich täglich den Bus in die Stadt zu leisten und deshalb nicht in einen billigeren "Vorort" von Rio ziehen. Auf den Hängen bauen sie sich dann einfache Häuser aus Backsteinen, weil sie dort keine Grundstückspreise und Miete zahlen müssen.
Nicht jede Favela ist so kriminell, wie man es sich vorstellt. Die Kriminalität ist natürlich durch die waaaaaaaaahhhnsinnige Armut entstanden. Gruppen haben sich organisiert, dealen mit Drogen, überfallen Passanten etc. Aber hauptsächlich passieren viele dieser kriminellen Handlungen innerhalb der Favelas... Morde an Dealern etc. Ein Lehrer meiner Sprachschule hat mir diese Woche 2 Zeitschriften gegeben, mit einem Artikel über Mütter, die ihre Kinder in der Favela durch die Kriminalität verloren haben.... Eine Mutter hatte 13 Kinder, von diesen 13 Kindern sind 4 durch Krankheit gestorben, die sie durch das dreckige Wasser bekommen haben. Die restlichen 9 Kinder (!!!!!) wurden Opfer von Verbrechen!!!! Wie schrecklich ist das bitte????? Die Armut ist hier so wahnsinnig sichtbar. AN jeder Straßenecke liegen Obdachlose auf der Straße, Straßenkinder strecken dir ihre kleinen Hände entgegen... Jugendliche weisen dich für ein paar Reais in einen Parkplatz ein, während man an einer Ampel steht jonglieren Kinder für ein bißchen Kleingeld.....
Ich weiß damit teilweise echt nicht umzugehen, wenn dir so ein kleines Kind seine schmutzigen Hände entgegen streckt und dich aus großen braunen Augen anschaut.... Mitleid, Machtlosigkeit.. Wo anfangen????
Mein krassestes Erlebnis hatte ich letzten Mittwoch. Auf dem Weg zum Konzert von Robbie Williams ließ uns der Bus irgendwie auf der falschen Seite vom Sambódromo raus. Mal abgesehen davon, dass wir uns sowieso schon sehr schlecht fühlten, dass wir überhaupt Karten gekauft haben, denn für uns war das zwar arsch-billig, aber für Brasilianer sind 45 Reais richtig viel Geld!!! Wir haben dann 2 Polizisten nach dem Weg gefragt und sie beschrieben ihn uns. Wir liefen also um die besagte Ecke und fanden uns in der abgefucktesten Straße wieder, die ich bis her je gesehen habe. Die Straße war dunkel, links und rechts an den Straßenstand alles voller Müll. Die Häuser hatten keine wirklichen Fenster und Türen, sondern mit Brettern zugenagelt... Vereinzelt standen Menschen an den Straßenseiten, einige Kinder spielten Fußball, sonst war niemand zu sehen. Ein Satz in Rio lautet: "Geh niemals dorthin, wo keine Menschen sind, denn dort ist nicht ohne Grund niemand!" WIr haben aufgehört miteinander zu reden, denn wir fielen schon genug auf. Wir versuchten so schnell wie möglichvorwärts zu kommen, und dabei so auszusehen, als wüssten wir genau, wo wir hin wollen... was wir aber leider gar nicht so genau wussten.
Eine Frau mit einem Kleinkind auf dem Arm holte uns ein und zischte uns zu, ob wir hier wohnen würden und als wir verneinten sagte sie, wir sollen machen, dass wir hier weg kommen, sie wisse wovon sie redet......
Wir hatten einfach nur Angst und waren so foh, als wir endlich den Eingang erreichten. Als wir zurück schauten, sahen wir, dass wir die Randstraße einer Favela passiert hatten..... Herzlichen Glückwunsch!!!
Am schlimmsten fand ich, dass ich nicht wusste, ob ich mehr Mitleid, oder mehr Angst vor den Menschen haben sollte. In dem Konzert fühlten wir uns dann immernoch schlecht, denn zu allem Überfluss sah man genau hinter der Bühne die Lichter der Favela. Die Reichen genießen ein Konzert, während die Armen um ihr Überleben kämpfen....
Auf dem Rückweg stieg ich dann früher aus dem Bus aus, als Grit. Sie ging alleine nach Hause. Auf ihrem Weg saß ein kleiner Junge, vielleicht maximal 6 Jahre und schnüffelte Klebstoff!!!!
Hier sind die Unterschiede wirklich so wahnsinnig sichtbar. Alles spielt sich auf offener Straße ab. Eigentlich können wir uns trotz Harz IV wirklich glücklich schätzen einen Staat zu haben, der interveniert, denn eine solche Armut gibt es bei uns nicht!

3 Comments:

Anonymous Anonym said...

hallo mein babe,

selbst wenn du davon erzählst, können wir uns hier glaube ich nicht einmal annährend vorstellen wie die menschen dort leben. das sind erschreckende erfahrungen, die dich prägen werden....
das leben hier ist ein völlig anderes und uns geht es 1000mal besser, da haben wir eigentlich kein recht uns zu beklagen.

ich hoffe das wir uns diese woche auch endlich sprechen können. vielleicht ja heute abend, wenn sophie ihr geschenk hat ;)

fühl dich umarmt und geküsst!

deine annika

12:47 PM  
Anonymous Anonym said...

Tinchen!
Das liest sich alles ganz so, als ob das RFPD (Rio Favela Police Dept.) auf Dauer-Urlaub ist, oder schon abgemurkst wurde oder bestochen wurde. Das KAPD hingegen ist nach wie vor aktiv, auch wenn deine Abwesenheit eine Riesenlücke in alle Abläufe reißt. Dein Nachmieter hat den Fahrradschlüssel im Schloss abgebrochen, aber KAPD hatte die Lösung in Form eines amtlichen Bolzenschneiders. Na gut, nicht gerade spektakulär, aber du siehst: Wir halten hier die Stellung (so gut es eben geht, ohne dich). miss ya, Manu

3:30 PM  
Anonymous Anonym said...

Liebe Christine,
viele Grüße aus Neuwied senden Dir
Oma, Marion, H. J. Christoph und Martin und natürlich Viola. Ein sehr interessanter Bericht. Viel Spaß noch in Brasilien. Wir werden noch öfters dein Tagebuch verfolgen. Oma ist sehr beeindruckt.

die Neuwieder

3:57 PM  

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